Sep 03, 2023

3. Spieltag: GET IN!



Die 5-Tore-Wochen gehen weiter: Gegen den SC Freiburg kann der VfB endlich wieder gewinnen! Eine frühe 3-Tore-Führung läutet einen unerwarteten hohen Heimsieg ein. Vor der Länderspielpause kann der VfB damit nach Jahren des Misserfolgs wieder gelungen in die Saison starten.

Diese Woche ist es wieder eine erfreulichere Tätigkeit als beim Leipzig-Spiel: Die Spielanalyse. Wir gehen rein.




Ausrichtung

Samstagnachmittag bei warmem Spätsommerwetter treten die Breisgauer in Stuttgart zum Duell an. Folgende Elf schickt Sebastian Hoeneß auf den Platz:



Neuzugang Angelo Stiller ersetzt Lilian Egloff in der Anfangsformation. Ansonsten vertraut Sebastian Hoeneß der selben Elf wie bereits in den beiden vorherigen Bundesligapartien. Der zuletzt angeschlagene Enzo Millot sitzt wieder auf der Bank, der am "Deadline-Day" gekommene Rouault ist noch nicht im Kader.

In der 53. Minute muss verletzungsbedingt Stenzel vom Platz, Mittelstädt wird für ihn eingewechselt, die Abwehrreihe schiebt in den Positionen deshalb einmal durch. Massimo und Millot werden dann wenig später in der 63. Minute zum Einsatz gebracht, Massimo ersetzt Silas, Millot kommt für Jeong. Zum Abschluss verlassen die beiden Doppeltorschützen Führich und Guirassy den Rasen, für sie kommen Leweling und Milosevic zu einigen Einsatzminuten (80.).


Der Spielfilm und taktische Beobachtungen


Halbzeit I

Bereits nach etwas mehr als 2 Minuten zeigt sich Freiburg hellwach. Führich wird aus der defensiven Fünferkette gezogen, dadurch hat Sildilla Platz auf der rechten Freiburger Seite. Flanke an den kurzen Pfosten, Flugkopfball von Gregoritsch, Nübel wehrt den Ball aufmerksam ab. Ein erster Warnschuss. Auch die folgende Ecke ist gut einstudiert: Von der vorderen Fünfmeterraumecke wird der Ball an den langen Pfosten verlängert, dort hat sich Ginter freigeschwommen, Nübel kann den Ball nach oben lenken, er titscht an die Latte, Lienhart kommt zwar an den Ball aber kann ihn nicht mehr kontrollieren.

In der defensiven Grundordnung hat sich der VfB etwas einfallen lassen. Die Flügelstürmer ziehen sich zurück und bilden ein Vierermittelfeld mit Karazor und Stiller zusammen. Karazor rückt dabei gerne etwas auf. Guirassy und Jeong bilden die vorderste Linie. So wird die Freiburger (Offensiv-)Formation gespiegelt.

In der 7. Minute ähnliches Passmuster im Angriff wie auf der anderen Seite: Führich zieht seinen Gegenspieler aus der Abwehrkette und öffnet den Raum für Ito. Ito hinterläuft und bekommt den Ball in den Lauf von Stiller. Flache Hereingabe an den kurzen Pfosten, aber Guirassys Abschluss wird geblockt. Freiburg klärt, der VfB baut neu auf über Zagadou. Langer Ball auf Führich, der mit dem Doppelpass mit Stiller. Führich eigentlich in ziemlich aussichtsloser Situation an der rechten Strafraumkante, fast an der Grundlinie. Aber der mitgelaufene Stiller öffnet mit gutem Spielverständnis den Raum im Strafraum für ihn. Führich zieht nach innen und zieht aus der Drehung aus 10, 12 Metern einfach ab aufs lange Eck. Ansatzlos, präzise, scharf geschossen. Wie Dani Olmo letzte Woche kaum zu verteidigen, wenn so durchgeführt. 1:0.

Freiburg in der Folge mit viel Ballbesitz, aber völlig ungefährlich. Der SC wirkt etwas überrascht, der VfB dagegen gut in der Partie.  In der 17. Minute weiter Einwurf von Stenzel, anschließend Flipper im Mittelfeld. Gregoritsch spielt den Ball unfreiwillig in den Lauf von Silas, der startet Richtung Strafraum und spielt dann nach links in den Strafraum zu Guirassy. Eine Drehung und ein satter Schuss mit rechts aus 17 Metern: 2:0. Wieder fast ansatzlos, präzise ins flache Eck. Zwei außergewöhnliche Einzelaktionen, die fast leicht aussehen und es steht 2:0.

Gregoritsch kommt direkt danach zum Abschluss im Strafraum, Nübel sicher. Spielt den Ball kurz zu Stiller, der zeigt sich unbeeindruckt vom Gegenpressing und spielt einen feinen langen Ball unter Gegnerdruck in den Lauf des aufgerückten Itos. Ito flankt fast von der Grundlinie aus, Guirassy täuscht eine Bewegung an und zieht dann in die Mitte des Tors, bekommt dort den Ball auf den Fuß serviert aus 3 Metern Entfernung zum Tor und schiebt ihn artistisch ein.

Freiburg tut sich schwer. Nach vorne mit wenig Einfällen, bei Stuttgarter Ballbesitz gegen die variable, schnelle und technisch saubere Mannschaft oft einen Schritt zu spät. In der 33. vereitelt Nübel einen Freiburger Abschluss, in der 38. kommt Ito zu spät und sieht gelb zwischen Strafraum und Außenlinie, aber diese kleinen Unsauberkeiten sind selten, nicht zuletzt weil Freiburg wenig Zugriff auf die Stuttgarter Mannschaft hat. In der 43. dann ein kleines Duell zwischen Unruheherd Sallai und Nübel, nach einem Ball als dem Rückraum, das aber Nübel wieder für sich entscheidet.


Halbzeit II

Streich reagiert mit drei Wechseln nach der Pause. Der VfB presst direkt hoch, Freiburg weiter uninspiriert. Der VfB mit mehreren Flankenbällen in den Strafraum rund um die 50. Minute, einmal fällt Guirassy dabei, das Schiedsrichtergespann entscheidet gegen Strafstoß. Freiburg jetzt in der Offensive mit mehr Spielern im Strafraum und höher stehend, die Chancen hat der VfB. Silas spielt auf Guirassy und ein weiterer blitzsauberer Schuß, der aber rechts unten vorbei zischt.

Die nächste echte Chance folgt in der 62.: Guirassy macht den Ball an der Mittellinie fest, Jeong schickt Führich steil, Freiburg hebt das Abseits auf und Führich hat einen riesigen Raum vor sich (Freiburg wie gesagt aufgerückter in der zweiten Hälfte), läuft in den Strafraum ein, verlangsamt, zieht nach innen und dann mittig aufs linke Eck ab. Das vierte Tor, das zweite Führich-Tor.

Das Match ist endgültig entschieden, in der 72. könnte Anton das 5:0 markieren, drei Minuten später gelingt dies Enzo Millot. Karazor spielt wieder in einen freien Raum um Millot, der wieder größer als jeder Schulhof ist, Millot kreuzt den letzten verbliebenen Gegenspieler und netzt mit links eiskalt ein. Es ist sein erstes Bundesligator. Das Spiel geht anschließend ereignislos weiter, dann pfeift Brych ab.



2. 9. 2023 | 3. Bundesliga-Spieltag 2023/24

VfB Stuttgart - SC Freiburg  5:0 (3:0)
1:0 Führich (8.)
2:0 Guirassy (17.)
3:0 Guirassy (19.)
4:0 Führich (62.)
5:0 Millot (75.)


3 Dinge, die auffielen


1. Individuelle Klasse sticht

Ein überraschend schwacher Auftritt der Freiburger trifft auf 3 herausragende Aktionen der Stuttgarter Spieler und das Spiel ist entschieden. So könnte man die spielentscheidende Phase bis zur 20. Minute zusammenfassen. Im Prinzip sind es zwar 4 Aktionen, weil Nübel die guten zwei Chancen zu Beginn stark pariert, aber die Grundtendenz stimmt. Allerdings hat Hoeneß auch eine hervorragend eingestellte Mannschaft auf den Platz gebracht, gegen deren defensive Ordnung Streich in Halbzeit 1 gar kein Mittel findet.

Aber wie Führich und Guirassy in der 8. und 17. Minute die Freiburger Verteidigung düpieren, das verdient ein Sonderlob. Auch Stiller ist an zwei Toren maßgeblich beteiligt und zeigt damit ein hochinteressantes Debüt. Insgesamt ist durch die ungewohnte Stuttgarter Effizienz das Spiel früh entschieden. Auch die expected goals (2.56 - 1.14) zeigen an, dass die Effektivität den Unterschied machte. Aber wer kanns uns verdenken, ein Spiel, dass nicht die Nerven strapaziert, war schließlich unheimlich selten die letzten Jahre. 

Aber etwas unheimlich ist es schon, wenn plötzlich das schlummernde Potenzial offen gelegt wird. Man will sich ja keine falschen Hoffnungen für die Zukunft machen.


2. Geglückter Auftakt

Vor der Partie wurde klar formuliert, dass ein Sieg gegen Freiburg natürlich einen geglückten Auftakt bedeuten würde. So stehen nach vier Pflichtspielen 3 Siege in der Bilanz. Der DFB-Pokal ist sicherlich weniger stark zu gewichten. Bochum war eindrucksvoll, aber schwer einzuschätzen. Heute folgte auf das Leipzig-Spiel die perfekte Reaktion. Freiburg wegzuputzen ist ein Statement. Die Spiele in Mainz und zuhause gegen Darmstadt nach der Pause bieten nun die Möglichkeit einen guten Auftakt auszubauen.


3. GET IN!

Man kann es nur wieder und wieder betonen: Es ist geil, Fan zu sein bei diesem Team. War es die letzten beiden Saisons voller Drama und Leidenschaft, ist bisher diese Saison auch Selbstvertrauen und Qualität vorhanden. Dieses Team, das Fußball spielen will und immer wollte, macht Spaß. Hoeneß' Spielidee ist sehr attraktiv zu schauen und deutlich durchschlagskräftiger als Rinos Fußball bisher. Zumindest in den Heimspielen. Mainz wird dann die nächste Prüfung.




To be mentioned



  • Heimserie unter Hoeneß

    ... Sebastian Hoeneß ist mit diesem Sieg in der Bundesliga zuhause weiter ungeschlagen als Cheftrainer in Stuttgart. 3 Siege (plus Relegation) und 3 Unentschieden stehen in der Bilanz. Einzig das Pokalhalbfinale ging zuhause bisher verloren.

  • Spieler kehren bald zurück

    ... Es wird spannend, wie Hoeneß seine Gruppe aufstellen wird, sollten weitere Verletzungen ausbleiben. Undav, Vagnoman und Rouault haben Stammplatzambitionen.

  • Freakspiel #3

    ...


  • Wataru Endo/ Angelo Stiller

    ... Wataru hat einen vorläufigen Nachfolger gefunden: Angelo Stiller kommt in seinem Startelfdebüt zu einer fulminanten Premiere. Natürlich weinen wir weiterhin um unseren Samurai (der bei Liverpool diese Woche nur sehr spät eingewechselt wurde), aber Angelo Stiller hat überzeugen können. Direkt mit den zweitmeisten Ballkontakten (mit 86 knapp hinter Daxo, knapp vor Karazor), drei Keypasses und der größten Laufdistanz auf dem Feld (11.7km). Willkommen in Cannstatt, Herr Stiller.




Kommentare (0)