Nach der Länderspielpause tritt der VfB bei den schlecht gestarteten Mainzern an. Mainz ist gut eingestellt, nach einem harten Ringen kann der VfB allerdings 3 Punkte aus Rheinland-Pfalz mit nach Hause nehmen. Die Berichterstattung dominiert verdientermaßen Guirassy, der nach 4 Spieltagen solide 8 Treffer erzielt hat.
Schauen wir uns die Begegnung einmal unter der Lupe an.

Ausrichtung
Sebastian Hoeneß wählte gegen Mainz diese Startaufstellung:

Im Vergleich zu der Partie zwei Wochen zuvor (5:0 Heimsieg gegen Freiburg) findet eine Veränderung statt: Enzo Millot ersetzt Jeong, der mit Südkoreas Nationalteam in den nächsten Wochen an den Asienspielen teilnimmt. Ansonsten läuft das gleiche Team auf.
In der 68. Minute beim Stand von 0:1 für den VfB wird Silas durch Mittelstädt ersetzt, der VfB stellt dann auf Dreierkette um (vorne Doppelspitze Guirassy - Führich). In der Schlussphase kommen dann noch Undav, Leweling (jeweils 85.) und Roualt (90+5) für Führich, Millot und Ito.
Der Spielfilm und taktische Beobachtungen
Halbzeit I
Der VfB beginnt dominant mit viel Ballbesitz (75% in den ersten 5 Minuten) und gewohnt flexibel in den Positionen. Millot übernimmt Jeongs Rolle und ist damit auch im Gegenpressing zweite Spitze, ansonsten in einer beweglichen Position hinter Guirassy. Wie alle Offensivspieler ist aber auch dieser viel unterwegs. Silas und Führich sind aber in der Regel bemüht Breite herzustellen. Mainz nach einem schlechten Saisonstart mit nur einem Punkt und deutlichen Auswärtsniederlagen (Bremen und Union) erst einmal abwartend, aufmerksam und tief positioniert.
Nach 9 Minuten gehört die erste Torchance den Mainzern. Wie in den bisherigen Partien auch, kann sich Nübel auszeichnen. Nach einem Einwurf flippert der Ball durch den Strafraum und gelangt dann zu Richter, der relativ frei aus 8 Metern den Ball scharf aufs Tor bringt, Nübel wehrt zur Seite ab. Mainz ist bemüht, die Offenspieler in die Räume zwischen Innen- und Außenverteidigern (also neben Anton und Zagadou) zu schicken. Es ist ein kontrolliertes Abtasten.
In der 17. Minute dann die erste Halbchance für den VfB, Führich kann sich auf dem Flügel durchsetzen flankt unsauber in die Mitte und Guirassy kann den Ball nur noch recht ungefährlich Richtung Kasten bringen. Der VfB nun etwas präsenter im Strafraum, Mainz bleibt aber standhaft und verhindert Torchancen. Im Anschluß neutralisieren sich die Mannschaften wenn es um torgefährliche Situationen geht. Kein einziger Schuss der beiden Teams kommt zwischen der 20. und 35. Minute zustande.
Der VfB hat die Feldhoheit im Mittelfeld, Mainz versucht über schnelle Konter über die Außen zu kommen. In der 38. dann aus dem Nichts eine hervorragende Chance: Mainz verhaspelt sich im Spielaufbau gegen die gut positionierten Führich, Karazor und Millot. Millot stört, bekommt den Ball und setzt sich stark im Zweikampf durch und legt auf Guirassy an den Elfmeterpunkt ab. Guirassy rutscht der Ball aber durch die Beine.
Halbzeit II
Auch in der zweiten Hälfte wird vor allem Fußball "gearbeitet". Der VfB wirkt etwas besser eingestellt, Führich, Ito und Stenzel kommen zu ersten Torversuchen.
In der 56. Minute erzielt Serhou Guirassy das 1:0. Nübel spielt beim Abstoß den Ball zu Stenzel auf der Rechtsverteidigerposition, der legt zu Anton ab. Anton spielt einen langen Ball in den Lauf von Silas und Guirassy. Bell verschätzt sich komplett und springt unter dem Ball durch. Gefundenes Fressen für Serhou der quasi mit dem Ball in den Strafraum fliegt und am Fünfmeterraum den Ball über Zentner hebt hoch ins lange Eck. 1:0!
Wenige Minuten später sieht Stiller beim Mainzer Gegenpressing nicht besonders gut aus und muss sich mit einem Foul helfen. Der Mainzer Freistoß führt aber wenig später zu einer ausgezeichneten Kontergelegenheit der drei Stuttgarter Spitzen, Führich zieht in die Mitte, wird aber geblockt. Mainz rückt nun mit mehr Spielern auf und versucht Kopfballduelle offensiv (u.a. mit Ajorque) zu gewinnen.
Direkt nach einem Mainzer Doppelwechsel und der Umstellung auf Fünferkette beim VfB ein weiterer langer Ball auf Ajorque, der legt ab und Krauß trifft den Außenpfosten. Der VfB wirkt etwas unsortiert und hat es nun mit einer guten Mainzer Strafraumbesetzung zu tun. Ein weiterer langer Ball führt zu einer Flanke von rechts, Onisiwo verlängert auf Barreiro, der stochert den Ball auf den kurzen Pfosten, Nübel kann ihn aus kurzer Distanz nicht mehr um den Pfosten lenken (70.).
Danach beruhigt sich die Partie wieder, beide Teams abwartender, Stuttgart mit mehr Ballbesitz, zünftige Zweikämpfe um die Strafräume herum. In der 84. ein langer Ball in die Spitze. Die Fünferkette ist wieder aufgelöst, Mittelstädt spielt den linken Angreifer und erobert den langen Ball von Ito. Mittelstädt zieht in die Mitte und legt dann nach links zu Guirassy ab. Serhou mit einem Schlenker nach außen, an Verteidiger und Torhüter vorbei und schiebt zur 2:1 Führung ein!
In der 88. Minute hat Leweling die Entscheidung auf dem Fuß. Undav legt den Ball mit super Timing in den Lauf von Leweling, dieser scheitert am herausgeeilten Zentner. In der 94. Minute dann noch einmal eine Mainzer Gelegenheit, Ajorque legt per Kopf auf Barkok ab, der zieht wuchtig aus spitzem Winkel den Ball an den kurzen Pfosten, Nübel ist aber da.
Die Entscheidung und Treffer #3 dann wenig später (97.): langer Ball auf Guirassy und Undav. Der Mainzer verschätzt sich, Undav leitet den Ball geschickt weiter, Guirassy lupft sich aus 11 Metern den Ball in den Lauf und köpft ihn dann lässig über Zentner ins Netz.
16. 9. 2023 | 4. Bundesliga-Spieltag 2023/24
FSV Mainz 05 - VfB Stuttgart 1:3 (0:0)
0:1 Guirassy (56.)
1:1 Barreiro (70.)
1:2 Guirassy (84.)
1:3 Guirassy (90+7)
3 Dinge, die auffielen
1. Ein gut eingestellter Gegner & kleiner Härtetest
Es war nicht gerade ein Gourmet-Gericht, das von Mainz in dieser Paarung an den Tisch gebracht wurde. Nach nur einem Punkt in drei Spielen war es aber sehr verständlich, dass man eine vorsichtigere Taktik wählte. Die Stuttgarter Stärken wurden ziemlich gezielt neutralisiert: Defensiv mit Fünferkettte und tiefem Mittelfeld waren kaum Räume insbesondere für Führich zu finden. Das Stuttgarter Aufbauspiel wurde durch eine enge Positionierung des Dreiersturms sehr gut gestört. So konnte der Spielaufbau nicht wie gewohnt über sich fallen lassende Mittelfeldspieler gestaltet werden, weil die Anspielstationen nicht frei waren. Offensiv wurden lange Ball gesucht, anfangs im Raum zwischen Innen- und Außenverteidigern, später im Spiel dann zentral vor allem auf Ajorque. Weiterführende spannende Aspekte der VfB Taktik lassen sich momentan im Taktik-Thread auf Transfermarkt finden (insbesondere der Vergleich mit Brighton).
Hier im Blog war häufiger die Rede von 3 Freakspielen. Keines der bisherigen Bundesligaspielen war eng, in jedem Spiel wurde ein Team irgendwann einfach überrollt. Davon konnte dieses Mal nun wirklich keine Rede sein. Mainz war gut auf die Taktik eingestellt und offensichtlich mit einem Unentschieden nicht unzufrieden. Insofern kann aus diesem Spiel vielleicht sogar etwas mehr als aus dem Freiburgspiel gezogen werden. Der VfB spielte geduldig, muss aber möglichweise schon bald alternative Lösungen gegen solche Teams finden.
2. Eine gewisse Selbstverständlichkeit
Es ist Balsam für die Fan-Seele, dass im Moment die Mannschaft mit Selbstvertrauen und Selbstverständlichkeit in die Paarungen geht. Es ist deutlich spürbar, dass die Siege und guten Leistungen der Mannschaft einen Rhythmus gegeben haben. Dazu hilft die Präsenz und Sicherheit von Alex Nübel dem Team offensichtlich ausgesprochen stark. So fallen kaum Spieler ab (dieses Mal nur Silas aus meiner Sicht) und mit zunehmender Spieldauer können (auch über die Wechseloptionen) die Gegner möglicherweise noch häufiger niedergerungen werden.
Der günstige Spieplan hilft nun auch: Am Freitag steigt das Abendduell gegen Darmstadt (Platz 17), die Woche drauf ist man in Köln (Platz 16) zu Gast, Mainz (Platz 18) wurde nun geschlagen. Weil in der Anfangsphase der Saison die Ergebnisse ganz besonders wichtig sind, um nicht in eine Negativspirale auch tabellarisch zu geraten, kann in den nächsten Spielen der Grundstein für eine sorgenfreiere Saison gelegt werden. Dass die Mannschaft und der Trainer sich nicht mit dem Auswärtsunentschieden zufrieden gaben, spricht möglicherweise sogar für die Hoffnung bei dem sportlichen Team, etwas mehr als Platz 13 anzustreben.
3. Serhou
Die Lobesarien sind überall zu lesen, insofern ist es schwer dem noch etwas Neues hinzuzufügen. Der Vertikalpass hat geistesgegenwärtig schon mal ausgerechnet, dass diese Saison möglicherweise mit 68 Toren bei gleichbleibender Quote zu rechnen ist..
Die Tore wurden Samstag mit links, rechts und dem Kopf erzielt. Dazu ist er schnell, kombinationsstark und strahlt gleichzeitig Wille und Ruhe aus. Das ist wirklich ein beeindruckendes Paket. Ob er allerdings eine ähnliche Rolle bei einem absoluten Topteam einnehmen könnte, finde ich schwer zu beurteilen, weil er aus meiner Sicht das Spiel mit dem Raum liebt, also gerne über seinen Speed und seine Agilität kommt. Ob er gegen tiefstehende Gegner auch in engen Räumen kombinationsstark wäre, das lässt sich noch nicht so gut abschätzen.
To be mentioned
- Chillt mal.
... Nach dieser Partie war zwar nicht die typische VfB-Siegeseuphorie zu spüren, sondern vor allem Freude und Erleichterung. Trotzdem sollte ganz klar an die Worte von Hoeneß nach dem ersten Spiel erinnert werden - es geht um ein kluges Mindset. Freude, Begeisterung, Genießen. Kein Größenwahn, bitte! - Undav & Rouault debütieren in der Bundesliga, Mittelstädt mit Duftmarke
... Undav hat sich gleich klasse Einbringen können, mit seiner Torverlage. Herzlich Willkommen an Rouault, der schon mal schön grätschen kann offenbar. Mittelstädt in einer flexiblen Rolle dieses Mal (à la Vagnoman und Stenzel) auch sehr vielversprechend. - Sonderlob Innenverteidigung
... Wenn man neben Guirassy am Samstag jemanden hervorheben möchte, dann wohl Zagadou und Anton. Anton wahnsinnig agil und aufmerksam (16 Defensivaktionen), mit einigen durchaus artistischen Rettungsaktionen (8 Torverhinderungen laut fotmob), aber auch mit dem langen Ball vor dem wichtigen 1:0. Beide Innenverteidiger mit den meisten Ballkontakten (jeweils 101), Zagadou mit 12 langen Bällen und einer Passquote von 87%, aber auch vielen Wiederoberungen. Auch der obligatorische Aussetzer war dieses Mal nicht vorhanden! - MV-Nachlese
... Aufgrund von technischen Problemen musste mein Text rund um den VfB in der Länderspielpause entfallen. Wenn ich es zeitlich schaffe, folgt diese Woche eine Einordnung der MV mit ein paar Stimmen und vor allem nochmal der inhaltlichen Aufarbeitung des leider sehr knapp gescheiterten Wahlausschusses.
In eigener Sache:
Bitte beantwortet schnell noch diese paar Fragen zum Blog. Vielen Dank! <3
(Alternativer Link fürs Handy: https://survey.lamapoll.de/VfB...)


